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Bombe
Jugendsünden
Walter Gleich und Peter Glißmann waren ganz frisch beim Musikverein,
es war in den 70er Jahren. Die Proben dauerten lang, das gesellige Beisammensein
danach noch länger. Auch die Jungen tranken ab und zu etwas anderes
als nur Spezi und das gelegentlich über den Durst.
Walter Gleich spielte noch Es-Horn, Peter Glißmann Trompete, und beide
radelten auf Walters Fahrrad von der Probe nach Hause: Peter saß auf
dem Gepäckträger und hielt beide Instrumente. Plötzlich wurde
das Fahrrad ganz leicht, und als Walter sich umsah, saß Peter, von
Instrumenten bedeckt, auf der Straße.
Schlägertypen
In den 70er Jahren wurde in den Allgäuer Blaskapellen das Schlagwerk,
das bis dahin nur aus Kleiner und Großer Trommel bestanden hatte, um
das kombinierte Schlagzeug erweitert. Vorstand Ludwig Engstler war ein Gegner
dieser Neuerungen. Das kombinierte Schlagzeug sei kein blasmusiktypisches
Instrument.
Peter Sattelmair, damals noch ein kleiner Bub, wurde indes von Peter Reitemann
(Lenzfried) schon auf dem kombinierten Schlagzeug unterrichtet. Als Dirigent
Anton Steiger mit der "Western Party" erste Schritte hin zur modernen Musik
machte, stellte er fest, das könne man ohne kombinierte Schlagzeug nicht
spielen. Woraufhin Ludwig Engstler giftig zu Peter Sattelmair zischte: "Dann
bau Dei G'raffel auf!"
Schlägertypen II
Ludwig Engstler schlug die Große Trommel und war manchmal nicht so
ganz bei der Sache. Bei Auftritten und sogar bei Konzerten ließ er,
statt in die Noten zu schauen und den Dirigenten im Auge zu behalten, den
Blick gerne in der Runde zu schweifen, um im Publikum nach Bekannten Ausschau
zu halten, denen er dann beherzt mit dem Trommelschlägel zuwinkte.
Auch auf den Proben ging er gern seine eigenen Wege. Anton Steiger, eher
von cholerischem statt diplomatischem Naturell, schrie einmal in jähem
Zorn nach hinten: "Luggi, bisch Du wirklich so bled oder tuasch Du bloß
so?" Ludwig Engstler hatte das wohl nicht so ganz mitbekommen, und während
der Proberaum, damals noch der Keller im Gasthof "Stiefel", vom Lachen der
Musiker erbebte, fragte Ludwig Engstler den Peter Sattelmair: "Was hot der
gsagt? Was hot der gsagt?"
Gesangseinlage
Es gibt Augenblicke im Leben eines Dirigenten, in denen man sich wünscht,
die Erde möge sich unter einem auftun. Einen solchen Augenblick dürfte
Anton Steiger erlebt haben, als bei einem Konzert die Musiker komplett umwarfen,
keiner mehr wußte, wo er war, und niemand mehr spielte. Anton Steiger
versuchte, das Stück zu retten, und sang mit dem Mut des Verzweifelten
laut weiter, in der Hoffnung, die Musiker würden wieder hineinfinden.
Vergebens. Es blieb ihm nichts übrig, als abzureißen und noch
einmal von vorne anzufangen.
Polyphonie
Polyphonie nennen die Musiker das gleichzeitige Erklingen mehrerer
gleichberechtigter Themen, im Gegensatz zur Homophonie, wo ein Thema von
einer Begleitung untermalt wird.
Der Musikverein Sankt Mang gehört zu den Wegbereitern der Polyhonie
in der Blasmusik:
Unter Anton Steiger trugen die Polkas "In der Weinschenke" und "Musikantenlaune"
im Leitz die Nummern 30 und 31. In zwei tatmehrheitlichen Fällen, einmal
auf der Allgäuer Festwoche, und einmal auf dem Pfarrfest in Sankt Mang,
übten wir uns in Polyphonie: Die einen spielten die Weinschenke, die
anderen die Musikantenlaune. Und da sich jeder in dem festen Glauben befand,
er spiele richtig, wollte auch keiner nachgeben.
In einem weiteren tatmehrheitlichen Fall ereignete sich das Desaster zu allem
Unglück justament auch noch auf einer Beerdigung. An der Aussegnungshalle
wurde vereinbart, nachher am Grab zunächst das Stück "Näher
mein Gott zu Dir" zu spielen. Sodann begaben wir uns im Gänsemarsch
auf den Weg von der Aussegnungshalle zum Grab. Unterwegs wurde in den hinteren
Reihen vereinbart, doch lieber mit "Über den Sternen" anzufangen. Leider
fühlte sich niemand zuständig, diese Änderung nach vorne
durchzusagen. Es kam, wie es kommen mußte. Man nennt das, wie gesagt,
Polyphonie. Und weil sich auch diesmal jeder im Recht wähnte, hielten
wir durch bis zum bitteren Ende. Freilich waren die mit dem kürzeren
Stück schon früher fertig. Was nicht gerecht war.
Abkürzung
Bezirksmusikfest 1988 in Wildpoldsried, Franz Hefele war Dirigent. Mitten
während des Festzuges begann es plötzlich in Strömen zu regnen.
An einer Stelle gab es einen Gegenzug, während die einen Kapellen noch
in die eine Richtung marschierten, kamen die anderen bereits wieder entgegen.
Franz Hefele lief zu dem Buben vor, der das Täfele trug und scherte
mit dem ganzen Musikverein Sankt Mang in den Gegenzug ein. Dank dieser
Abkürzung waren wir als eine der letzten Kapellen im Festzug gestartet,
und kamen doch als eine der ersten im Festzelt an.
Ständchen aus Versehen
Unter Franz Hefele war es noch üblich gewesen, in Sankt Mang, in der
Eich und auf der Engelhalde Standkonzerte zu spielen. In der Engelhalde spielten
wir regelmäßig vor der Metzgerei Eisenhammer. Zufällig traf
der Termin einmal auf den Geburtstag des alten Eisenhammer, und der kam
hocherfreut aus der Tür gelaufen, war ganz gerührt über das
Geburtstagsständchen und drückte dem Dirigenten hundertfünfzig
Mark in die Hand. Noch Wochen danach hat er sich bei seinem Handwerkskollegen
Walter Weber von der Metzgerei Schön für die Überraschung
bedankt, und Walter meinte gönnerisch, das sei doch eine
Selbstverständlichkeit gewesen.
Auch andere Ständchen bescherten uns Überraschungen. So spielten
wir einmal unsere obligatorischen drei Märsche, und nachdem offenbar
gar niemand zu Hause war, zogen wir eben wieder ab. Zumindest den Nachbarn
hatten wir eine Freude gemacht.
Und noch eine Geschichte fällt mir ein von dem Ständchen, das
glücklicherweise noch rechtzeitig abgesagt werden konnte, da der Jubilar
soeben verstorben war.
Den Seinen gibt's der Herr im Schlaf
Hamm (Westerwald) 1991:
Wir waren engagiert, das 150jährige Jubiläum des Schützenvereins
Hamm an der Sieg musikalisch zu gestalten. Die Unterbringung war geradezu
luxuriös, wir wohnten in zwei Hotels mit Schwimmbad und Kegelbahn, konnten
das aber kaum ausnutzen, weil wir dauernd zu spielen hatten: Samstag Nachmittag
Totenehrung auf dem Friedhof, Samstag Abend von acht bis zehn Großer
Bayerischer Abend zusammen mit der Trachtengruppe Edelweiß,
anschließend bis zwei Uhr nachts Tanzmusik, Sonntag Vormittag
Festgottesdienst, Festakt mit Appell der Schützen, Festzug und zu guter
Letzt ein Standkonzert. Viel zu tun. Ludwig Engstler war noch Vorstand, aber
er war gar nicht mitgefahren. So lastete auch noch die meiste Organisation
auf meinen Schultern. Gott sei Dank wurde ich von Ludwigs designiertem Nachfolger
Wolfgang Fiedler tatkräftig unterstützt.
Ich hatte Schnapsverbot ausgegeben, und es lief auch alles sehr gut, was
nicht unbedingt zu erwarten war, weil wir so etwas bis dato noch nie gemacht
hatten. Nur eine kleine Panne gab es: Am Sonntag Morgen hatten wir den
Gottesdienst in der Kirche zu spielen. Wir saßen oben auf der Empore,
aber auch entlang der beiden Seitenwänden des Kirchenschiffs lief auf
gleicher Höhe eine Galerie. Man konnte uns von der Galerie aus also
hervorragend beobachten. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen, wenn
Walter Stark, mitgenommen von den Strapazen der letzten Nacht, nicht mitten
im Gottesdienst in einen tiefen und unüberhörbaren Schlaf gefallen
wäre, aus dem ihn auch niemand aufwecken konnte.
Sankt Mang steht Kopf
In Hamm hatten wir auch einen Festzug zum Friedhof und dort eine Totenehrung
zu spielen. Paul hatte die Fahne verkehrt herum aufgehängt, und unser
guter Sankt Magnus auf der Fahne stand buchstäblich Kopf.
Fensterln
1992 feierte der Musikverein Eberholzen in Niedersachsen sein 100jähriges
Bestehen. Wir hatten mit einem Bayerischen Abend und Tanzmusik am Samstag
Abend für die rechte Stimmung im Festzelt zu sorgen.
Ich hatte wieder ein Schnapsverbot ausgegeben: Bis Ende des Auftritts durfte
kein Musiker Schnaps trinken. Wir spielten bis fast zwei Uhr nachts, und
danach hatten die Musiker das Bedürfnis, das Versäumte nachzuholen
und Lüttje Lage zu trainieren.
Otto Eberle jun. kam plötzlich auf die Idee, die Eberholzener Jugend
mit der urbayerischen Gepflogenheit des Fensterlns vertraut zu machen. Er
besorgte eine Leiter und schickte einen Eberholzener Jungen auf einen Balkon,
von dem er wußte, daß dahinter das Zimmer von Sandra Rettner
lag. Als der Junge oben war, nahm Otto die Leiter weg und machte sich aus
dem Staub. Nun stand der Bub oben und wollte in Sandras Zimmer. Sandra wollte
ihn aber nicht hereinlassen. Schließlich wachte von dem Lärm die
Sandras Gastgeberin auf, die schließlich nach dem Rechten sah und den
Jungen aus dem Haus warf.
Die anderen feierten inzwischen im Festzelt noch bis, der Morgen schon
dämmerte und der Festwirt unsere Musiker aus dem Zelt warf. Am frühen
Vormittag aber ging der Weckruf durchs Dorf, und der Festwirt rief entsetzt,
als unsere Musiker antanzten: "Seid Ihr schon wieder da!" In der Tat: unsere
Musiker waren alle da - Franz Peter Staab, genannt "Monaco", ein Musiker
aus Buchenberg, der mitgefahren war, hatte es allerdings nicht geschafft
- er fehlte mir noch den ganzen Vormittag.
Ferngeburtswehen
Während unserer Eberholzen-Tour erwartete Jürgen Voglers Frau Christine
ein Kind. Termin war aber erst ein bißchen später, und so konnte
Jürgen doch mitfahren.
Wir kamen am frühen Nachmittag in Eberholzen an, und Jürgen
telephonierte nach Hause, um Bescheid zu geben, daß wir gut angekommen
seien. Seine Frau war aber nicht daheim. Er dachte, sie sei vielleicht bei
seinen Eltern in der oberen Wohnung, und rief unter der anderen Nummer an.
Dort war seine Mutter am Apparat, die ihm mitteilte, er sei soeben Vater
geworden. Das Kind war früher als erwartet gekommen.
1994 erwartete Christine dann ausgerechnet während der Festwoche ihr
zweites Kind. Termin der Niederkunft war genau der Samstag, an dem wir im
Festzelt spielen sollten. Jürgen war für mich aber unverzichtbar,
und ich dachte schon daran, die Gynäkologen der Kemptener Kliniken zu
bestechen. Jürgen wollte außerdem einen Polizeipiepser besorgen.
Sollten die Wehen gerade dann beginnen, wenn wir im Festzelt waren, konnte
seine Frau Alarm auslösen, und er würde dann gleich ins Krankenhaus
kommen.
Gott sei Dank war das dann aber nicht nötig. Das Kind war schon am
Nachmittag auf die Welt gekommen.
He's a Topmodel
Auf der Reise nach Eberholzen 1992 hatte man kurz vor Erreichen des Zielortes
an einem menschenverlassenen Wäldchen neben der Landstraße Halt
gemacht, um sich die Tracht anzulegen. Der Ort war in der Hoffnung gewählt
worden, unbeobachtet zu bleiben, um kein sittliches Ärgernis zu erregen.
Justament zu dieser Zeit mußte aber ein älteres Ehepaar an diesem
Ort seinen Hund Gassi führen. Gott sei Dank nahmen sie's gelassen.
Schon vorher war vereinbart werden, daß die, wie soll ich sagen,
originellste Unterwäsche prämiert werden sollte. Bei diesem Wettbewerb
schnitt ich offenbar so schlecht ab, daß mir meine Musikerinnen zu
meinem 25. Geburtstag ein Jahr später eine Kollektion Unterwäsche
schenkten, mit der ich ganz ohne Zweifel den ersten Platz gemacht hätte.
Fronleichnamsprozession
Unsere erste Ungarnreise 1992 machten wir über das Fronleichnamswochenende.
Zum ersten Mal seit der kommunistischen Machtübernahme sollte die
Fonleichnamsprozession in Sopron wieder im Freien stattfinden, durch die
Straßen der Altstadt. Zum ersten Mal seit über 40 Jahren! Es war
ein großes Ereignis, zu dem auch die Musik nicht fehlen sollte. Auf
sakrale Musik freilich waren die ungarischen Blaskapellen nicht eingerichtet,
und so bot es sich an, die Gäste aus dem katholischen Bayern zu bitten,
einmal vorzumachen, wie so etwas geht. Wir sagten spontan zu, denn
Fronleichnamsprozessionen gibt es bei uns mittlerweile ja schon gar nicht
mehr. Wir ahnten nicht, worauf wir uns da einließen!
Da der Fronleichnamstag in Ungarn kein Feiertag ist, fand die Zeremonie am
Sonntag statt, dem Tag unserer Abreise. Glühende Hitze, die Luft lag
wie Blei in den engen Gassen der Soproner Altstadt. Zuerst spielten wir in
der stickigen Kirche die Messe, ich hatte Angst um meine Musiker, die vor
Sauerstoffmangel und Hitze fast einschliefen.
Nach der Messe packten wir ganz schnell alles zusammen und gingen nach unten,
um uns zur Prozession aufzustellen. Mühsam drängten wir uns durch
die Menschenmassen, die an den Kirchenportalen den Weg versperrten und
draußen die ganze Straße anfüllten. Ich hatte vor, in Ruhe
aufstellen zu lassen, aber daran war nicht zu denken. Der Pfarrer war schon
draußen, und ehe noch alle unsere Musiker da waren, zog er, unter dem
Himmel und mit Monstranz schon voran. Mir blieb nichts übrig als gleich
mitzumarschieren, denjenigen, die schon da waren, rief ich rasch
"Prozessionsmarsch" zu und mit zwei Flöten, einer Tuba und drei Posaunen
begannen wir schon mal mit dem Prozessionsmarsch. Die anderen Musiker
drängten sich schnellstmöglich nach unten, versuchten während
des Marschierens ein Art Aufstellung einzunehmen und gleich mitzuspielen.
Nun, nach und nach sortierte sich der Tumult wie von Geisterhand gelenkt,
und bei der zweiten Strophe des Prozessionsmarsches klang es schon, ich
möchte sagen, schallplattenreif. Wir spielten unentwegt, Prozessionsmarsch
und ungarische Choräle, fünf, sechs, sieben Strophen, stolperten
bei sengender Hitze über das Kopfsteinpflaster der Altstadt, balancierten
an Baustellen über schmale Bretter, spielten an den vier Altären,
und die Gläubigen sangen mit inbrünstiger Andacht zu unseren
Klängen.
Unsere ungarischen Freunde lachten sich gewiß ins Fäustchen: sie
hatten diese mühsame Angelegenheit auf uns ahnungslose Besucher
abgewälzt. Aber wer andern eine Grube gräbt, fällt bekanntlich
selbst hinein. Die musikalische Umrahmung der Prozession hatte den
Gläubigen so gut gefallen, daß sie das ab jetzt jedes Jahr
wünschten. Und nun müssen unsere ungarischen Freunde alljährlich
in den sauren Apfel beißen.
Den Seinen gibt's der Herr im Schlaf (II)
Das Naturfreundehaus feierte 1993 ein Jubiläum. Wir waren eingeladen,
die musikalische Gestaltung zu übernehmen, und verbanden dies mit einem
Musikerausflug. Wir schliefen im Matratzenlagen. Der Zufall hatte Peter
Glißmann neben Bertl und Rosi Hummel platziert. Bertl ging als gutes
Vorbild voran und deshalb schon zeitig ins Bett. Peter Glißmann folgte
etwas später in der Nacht. Er war todmüde und wollte gerne schlafen.
Bertl aber sägte schon ganze Wälder um, und das in einer
Lautstärke, daß Peter keine Chance hatte, den Schlaf des Gerechten
zu finden. Zwischendurch wachte Bertl zwar einmal auf, um aufs Klo zu gehen.
Peter sah darin die Gelegenheit, ganz schnell einzuschlafen. Aber noch bevor
es soweit war, war Bertl schon wieder zurück. Als dann Rosi wenig
später kam, war sich Peter sicher, daß sie ihn schon zur Ruhe
bringen werde. Rosi aber störte sich an Bertls Schnarchen überhaupt
nicht. Ganz im Gegenteil. Schon wenig später schnarchten die beiden
im Duett.
Zu allem Überfluß hatte Günter Jehle am Abend auch noch ein
bißchen über den Durst getrunken und ließ sich die ganze
Nacht hindurch die Sache noch einmal durch den Kopf gehen, was nicht völlig
geräuschlos vonstatten ging.
Den Seinen gibt's der Herr im Schlaf (III)
Mit Problemen ganz anderer Art hatte sich Heinz Zimmermann herumzuschlagen.
Extra für den Ausflug aufs Naturfreundehaus hatte er sich einen
sündteuren Schlafsack mit allen Schikanen angeschafft. Eine dieser Schikanen
war zum Beispiel, daß der Einstieg doppelt und dreifach verzwirbelt,
vernäht und umgeschlagen. Heinz, schon nicht mehr ganz nüchtern,
quälte sich verzweifelt mit dem Einstieg, fluchte und tobte, bis er
schließlich alle Versuche aufgab, in den Schlafsack hineinzufinden,
und sich einfach damit zudeckte.
Vorstandssitzung
Die zweite Ungarnreise 1994 geriet für Vorstand und Dirigent zur Nervenprobe
ersten Grades: Erstens hatte man ohnehin schon genügend zu tun: Wolfgang
Fiedler steckte bereits in den Vorbereitungen zum Bezirksmusikfest 1995,
ich in Examensvorbereitungen. Statt entspannt ein paar ruhige Tage in Ungarn
verbringen zu können, klappte zunächst gar nichts. Die Ungarn hatten
die Dinge recht oberflächlich, um nicht zu sagen: überhaupt nicht
vorbereitet, und so rotierten Vorstand und Dirigent erst einmal, wovon die
Musiker und die Fans natürlich möglichst wenig mitbekommen sollten,
damit sich die Hektik und Nervosität nicht übertrugen.
Zu allem Überfluß waren neben dem Doppelstockbus mit rund 50 Musikern
und Anhang noch ein zweiter Bus voller Mitglieder dabei, dem sogenannten
Fan-Bus. Wolfgang Fiedler hatte also zwei Busse zu koordinieren, was wegen
der mangelhaften Vorbereitungen durch die Ungarn viel Improvisationsgeschick
verlangte. Die Fans wurden in einem Hotel in Sopron einquartiert, die Musiker
sollten am zweiten Tag in Gastfamilien einquartiert werden, die erste Nacht
verbrachten sie im Schloß Esterhazy in Fertöd. Das gemeinsame
Abendessen sollte ebenfalls in Fertöd stattfinden, in einer
gemütlichen Brauereigaststätte. Wolfgang Fiedler war mit den Fans
schon in die Brauereigaststätte gefahren, die Musiker sollten gleich
nachkommen. Es stellte sich aber heraus, daß die Brauereigaststätte
viel zu klein war und unmöglich 100 Personen fassen konnte. Die Essensmenge
war auch nicht danach ausgelegt. Wolfgang schickte also ein paar Ungarn zum
Schloß, sie sollten uns ausrichten, daß wir irgendwo anders essen
gehen sollten. Mit dem ungarischen Dirigenten, Dr. András Friedrich
wurde für die Musiker das Abendessen also umgeplant und ins benachbarte
Café Haydn verlegt. Die Musiker vermißten indes ihren Vorstand,
während die Fans fragten, wann denn die Musiker endlich kämen.
Wolfgang Fiedler erklärte die Situation damit, daß "eine kleine
Änderung eingetreten" sei. Diese "kleine Änderung" wurde zum
geflügelten Wort auf dieser Reise, denn in der Tat kam dauernd alles
ganz anders als vorgesehen, weil die Ungarn die Vorbereitung allzu sehr auf
die leichte Schulter genommen hatten.
Inzwischen tüftelte ich mit meinem ungarischen Kollegen das musikalische
Programm aus und plante die Einquartierung in die Gastfamilien. Das hätten
eigentlich die Ungarn alles schon im Vorfeld machen sollen, es waren brieflich
Grundzüge festgelegt worden. Doch waren im Ergebnis Auftrittszeiten
und Auftrittsorte völlig unpraktikabel zusammengestellt, die
Unterbringungsliste stimmte hinten und vorne nicht. Junge, unbeholfene Musiker
sollten in Familien ohne Kinder kommen, in der kein Mensch deutsch sprach,
Ehe- und Freundespaare sollten getrennt untergebracht werden, andere, die
wie Katz und Maus zueinander standen, sollten sich Bett und Tisch teilen.
Alles mußte umgeplant werden, die Köpfe rauchten, Nervosität
machte sich breit, die Urlaubsstimmung verfolg mehr und mehr.
Infolge dieser Ereignisse kam es zu widersprüchlichen Planungen zwischen
Vorstand und Dirigent, die Musiker wurden widersprüchlich instruiert,
es mußten immer wieder "kleine Änderungen" vorgenommen werden:
Ich verkündete beim Abendessen, das Platzkonzert am nächsten Tage
werde im T-Shirt gespielt, der Vorstand ließ im Schloß ansagen,
es sei Tracht anzulegen, usw.
Kein Wunder, daß die Atmosphäre zwischen Wolfgang und mir
dauerstrapaziert war. Zwar wollten wir die Musiker weitestgehend von all
dem Durcheinander verschonen, aber am Ende des anstrengenden ersten Tages
kam es in den Toilettenräumen des Schlosses zwischen 0.00 Uhr und 2.00
Uhr zu einer heftigen und lautstarken Grundsatzdiskussion zwischen Wolfgang
und mir, die den Musikern, die noch in der Longue saßen, nicht verborgen
blieb. Noch lange Zeit später, wenn wir uns einmal nicht einigen konnten,
fragten die Musiker, ob wir nicht lieber gleich aufs Klo gehen wollten.
Zwillinge auf Reisen
An der Ungarnreise 1994 nahmen als Aushilfen die Zwillingsbrüder Hermann
Jörg (Flügelhorn) und Anton Jörg (Horn) aus Schwarzenberg
teil. Auf der Rückreise hatte Anton seinen Paß in den großen
Koffer eingepackt, und der war irgendwo im Gepäckstauraum. Anton saß
unten ganz vorn im Bus, und der Grenzbeamte forderte ihn auf, seinen Paß
zu suchen. Nachdem der Grenzer oben auch Hermann kontrolliert hatte, ließen
wir uns unbemerkt Hermanns Paß geben, mit dem sich am Ende dann Anton
ausweisen konnte.
Schall und Rauch
Namen sind Schall und Rauch, dachten sich die Vorstände Ludwig Engstler
und Wolfgang Fiedler und trugen zur Erheiterung des Konzertpublikums bei:
Ludwig Engstler bedankte sich bei einer Konzertansage bei seinem Dirigenten
Franz Hefele und dessen Stellvertreter Franz Dexheimer für die
Konzertvorbereitungen. Franz Dexheimer machte er freilich zum "Max" Dexheimer
und erntete dafür Gelächter unter Musikern und Publikum. Franz
Dexheimer konterte jovial: "Macht nix, Xaver!"
Ganz und gar entfallen war dem Vorstand Wolfgang Fiedler der Name seines
Dirigenten beim Gemeinschaftskonzert mit der Jugendblaskapelle Sonthofen
1994 im Kornhaus. Er kündigte den Musikverein Sankt Mang unter seinem
Dirigenten ... Ich sprang aus dem Hintergrund hilfreich ein und rief meinen
Namen, für jedermann im Saal hörbar, nach vorn.
Probenmotivation
An die folgende Anekdote kann ich nicht zurückdenken, ohne sittsam zu
erröten: Markus Haber machte auf der Probe ein paar nicht jugendfreie
Vorschläge zur Hebung der Probenmotivation der jungen männlichen
Musiker. Ich lehnte seine Vorschläge mit den Worten ab: "Beim Musizieren
muß man denken. Zum Denken aber braucht man das Blut im Kopf."
Gegenseitige Motivation
Eine Zeitlang pflegten Wolfgang und ich uns, wenn etwas besonders gut gelungen
war und niemand uns dafür Lob spendete, uns selbst gegenseitig zu loben,
was die Musiker stets mit fassungslosem Kopfschütteln registrierten.
Wenn dagegen die Musiker wieder mal nicht recht spurten, beschlossen wir,
die Musiker abzusetzen und neue zu wählen.
Maibaumstehlen
Am 1. Mai 1995 wurde zum fünften Mal der Sankt Manger Maibaum vom
Musikverein aufgestellt. Stifter war Ehrenmitglied Josef Epp aus Greuth bei
Sulzberg. Eineinhalb Wochen zuvor war der Baum gefällt und ausgeastet
worden. Am Tag danach war er gestohlen.
Josef Epp war sofort dafür, gleich einen neuen Baum zu fällen,
aber die Musiker nahmen es mit Humor und waren sich einig, daß man
von den Maibaumentführern den Baum auslösen wolle. Man rief also
bei der Musikkapelle Sulzberg an, wo man die Maibaumentführer vermutete,
denn von der Musikkapelle Sulzberg waren einige Musiker auf dem Bockbierfest
des Musikvereins Sankt Mang gewesen und hatten erfahren, daß Josef
Epp den diesjährigen Sankt Manger Maibaum stiftete. Die Sulzberger Musiker
aber waren es gar nicht gewesen. Daraufhin beschloß man abzuwarten,
wer sich melden und wieviel er als Auslöse verlangen würde. Tagelang
meldete sich niemand, bis schließlich aus Petersthal ein Anruf bei
Josef Epp einging, daß sie aus seinem Wald einen Maibaum gestohlen
hätten. Josef Epp erwiderte sofort, das sei ja lustig, das sei gar kein
Maibaum, und er habe den Baum eigentlich am nächsten Tag zur Säge
fahren wollen. Wenn das so sei, erwiderte der Anrufer, dann tue es ihm furchtbar
leid, das sei ein Mißverständnis, die Petersthaler würden
den Baum selbstverständlich umgehend zurückbringen. Nein, nein,
wehrte Josef Epp ab, das sei nur ein Spaß gewesen, natürlich sei
das ein Maibaum, und er gehöre der Sankt Manger Musikkapelle. Das war
nicht vorgesehen gewesen: Die Petersthaler hatten eigentlich geglaubt, den
Sulzberger Maibaum entführt zu haben, und sie hatten auch schon beim
Sulzberger Bürgermeister angerufen. Im Sulzberger Rathaus hatten sie
aber erfahren, daß Sulzberg nur alle zwei Jahre einen Maibaum aufstelle,
und erst im nächsten Jahr sei es wieder soweit. Hätten die Petersthaler
gewußt, daß der Maibaum bis nach Sankt Mang muß, hätten
sie die Finger davon gelassen. Sie riefen aber nun bei uns an und verlangten
als Auslöse 50 Liter Bier und für jeden eine Brotzeit. Als Ort
und Zeit der Übergabe wurde Samstag, 29. April, 13 Uhr auf dem Parkplatz
an der Hehle in Sankt Mang vereinbart. Würden die Sankt Manger nicht
rechtzeitig an Ort und Stelle sein, werde der Baum zersägt.
Am 29. April um 13 Uhr waren die St. Manger Musiker deshalb pünktlich
zur Stelle, aber die Petersthaler ließen auf sich warten. Um nachzuschauen,
wo sie so lange blieben, fuhr Peter Glißmann ihnen entgegen, weil er
dachte, es habe eben eine Verzögerung gegeben. In Durach aber standen
die Petersthaler auf dem Parkplatz der Gastwirtschaft Engel schon mit laufender
Motorsäge. Sie hatten das für die Hehle gehalten, hielten die Sankt
Manger für verspätet und waren drauf und dran, den Maibaum zu
zersägen. Peter klärte sie erst darüber auf, daß sie
noch eine Ortschaft weiter müßten.
Daraufhin wurde der Maibaum von den Petersthalern nach St. Mang gefahren,
und ab der Hehle spielte die Petersthaler Musikkapelle die Duracher Straße
und Hanebergstraße bis in den Letten hinauf zur Begleitung des Maibaums.
Während die Sankt Manger den Maibaum schälten und schmückten,
erholten sich die Petersthaler von der strapaziösen Tour und taten sich
an Brotzeit und Bier gütlich.
Den Maibaum hatten sie übrigens unter Polizeischutz gestohlen: Ein
Streifenwagen hatte sie bemerkt und angehalten. Die Petersthaler erklärten,
daß sie gerade beim Maibaumstehlen seien, und die Polizisten
erklärten sich bereit, die Straße inzwischen abzusichern, damit
es zu keinem Unfall käme. Normalerweise haben Streifen solche Vorfälle
an die Einsatzleitstelle zu melden, damit man dort über alle Vorkommnisse
unterrichtet ist. Die Polizisten aber hielten die Sache für belanglos
und meldeten sie deshalb nicht weiter. Das war Glück für die
Petersthaler: In der Einsatzleitstelle hatte in dieser Nacht nämlich
gerade Jürgen Vogler Dienst. Wäre ihm gemeldet worden, daß
die Funkstreife in Sulzberg gerade einen Maibaumdiebstahl bewache, hätte
er den Baum natürlich sofort konfiszieren lassen.
Bahnhofsaufsicht
Die 5. Maibaumaufstellung geriet zu einem Kassenschlager. Am 1. Mai 1995
wurden allein rund 15 000.- DM Umsatz gemacht. Und das, obwohl (oder gerade
weil?) ich nur den Festumzug und den Gottesdienst dirigiert hatte und schon
mittags zurück nach München gefahren war und die Stabführung
meiner Stellvertreterin Margot Mendler überlassen hatte. Und auch Vorstand
Wolfgang Fiedler hatte ab 13.00 Uhr Aufsicht am Hauptbahnhof gehabt und
überließ seinem Stellvertreter Peter Glißmann das Regiment
am Theodorplatz.
Wolfgang Fiedler hatte in Auftrag gegeben, daß der Lokführer,
der um 13.00 Uhr den Zug von Reutte über Sankt Mang zum Hauptbahnhof
fuhr, ein Steak mitnehmen sollte. Das klappte aber nicht. Deswegen ließ
Wolfgang nachmittags den Hauptbahnhof für eine halbe Stunde, in der
ohnehin kein Zug kam, allein, fuhr mit dem Zug vom Hauptbahnhof zum Sankt
Manger Bahnhof, aß ein Steak, und fuhr eine Viertelstunde später
mit dem entgegenkommenden Zug zurück von Sankt Mang zum Hauptbahnhof.
Strafzettel
1995 führte der Musikverein Sankt Mang das 24. Bezirksmusikfest im
ASM-Bezirk 1 Kempten durch. Am Samstag/Sonntag 6./7. Mai fanden die
Wertungsspiele im Schönen Saal der Sing- und Musikschule statt. Bereits
am Vortag wurden einige Vorbereitungen getroffen, damit es am Samstag ohne
Hektik losgehen konnte. Wir parkten unsere Fahrzeuge am Freitag Nachmittag
und den ganzen Samstag über vor der Sing- und Musikschule und kassierten
natürlich jede Menge Strafzettel, weil am Samstag zudem auch noch langer
Samstag war und man eigentlich nur zwei Stunden lang hätte parken
dürfen.
Am Samstag Abend fand der Festakt im Fürstensaal der Residenz statt.
Festredner war ASM-Präsident Prof. Karl Kling, Oberbürgermeister
Dr. Wolfgang Roßmann als Schirmherr des Bezirksmusikfestes sprach ein
Grußwort.
Musikvereinsvorsitzender Wolfgang Fiedler hatte die Idee, bei seinem
Schlußwort dem Oberbürgermeister feierlich alle gesammelten
Strafzettel zu überreichen. Wir waren aber nicht ganz sicher, ob man
das so machen könne und fragten vorher den Oberbürgermeister um
sein Einverständnis. Der meinte, die Idee sei zwar ganz originell, aber
von einer öffentlichen Überreichung bitte er abzusehen, sonst mache
das in Zukunft jeder Verein. Wir sollten ihm die Strafzettel unter der Hand
geben, er werde sich um die Sache kümmern.
Festredner Prof. Kling war gerade noch in letzter Minute gekommen und hatte
sein Fahrzeug direkt vor der Fürstensaaltür geparkt. Nach dem Festakt
fand noch ein Sektempfang im Foyer des Fürstensaals statt, den Kling
gerade verlassen wollte, als er mit einem Mal wieder im Foyer stand und auf
den Vorstand Fiedler mit gespielter Empörung zukam: "Stell Dir vor:
Ich komme nach Kempten, und was finde ich an meinem Auto? Einen Strafzettel."
- "Macht nichts," entgegnete Wolfgang Fiedler, geben Sie gleich her, wir
sammeln ohnehin schon alle Strafzettel und übergeben sie dann dem
Oberbürgermeister." - "Nein," sagte Kling, "das mache ich mit dem Herrn
Oberbürgermeister persönlich aus."
Polizeistunde
Am Freitag, 7. Juli spielte bei uns im Festzelt die Gruppe Burning Flair
den Disco-Abend. Genehmigt war die Veranstaltung nur bis ein Uhr gewesen.
Um zwei Uhr tauchten bei Wolfgang im Festbüro zwei Polizeibeamte in
Zivil auf, um höflich nachzufragen, ob es sein könne, daß
unsere Veranstaltung überhaupt nicht genehmigt sei. "Doch doch," sagte
Wolfgang und blätterte in einem seiner Ordner herum, um die Konzession
zu suchen. Doch ehe er sie gefunden hatte, tauchte zufällig Jürgen
Vogler im Festbüro auf, erkannte seine beiden Kollegen und fragte sie,
ob sie ihn nicht nach Hause nach Sulzberg fahren könnten, die Veranstaltung
hier sei gleich zu Ende, und er wolle heim. So wurde es vereinbart. Das war
nicht nur ein Glück für Jürgen, sondern auch für uns,
und außerdem für den Trost Schorsch, Betriebselektriker beim
Elektroschmelzwerk, der an diesem Tag seinen Geburtstag recht feucht gefeiert
hatte und auch in Sulzberg wohnte. Jürgen richtete es ein, daß
auch der Schorsch mitgenommen wurde. Der Schorsch war, wie soll ich sagen,
schon ziemlich fröhlich, stieg in den Wagen ein und plapperte lustig
drauflos. Erst nach einiger Zeit bemerkte er, daß er in einem
Polizeifahrzeug saß. Daraufhin verhielt er sich bis zum Ende der Fahrt
ruhig.
Bruchstücke
Den Festsonntag unseres eigenen Bezirksmusikfestes 1995 leiteten wir selbst
mit einem Weckruf durch Kottern ein. Wir alle waren seit Donnerstag fast
unermüdlich im Einsatz gewesen, einige wenige Stunden Schlaf waren alles,
woraus wir unsere Energien schöpften. Ich hatte mir vorgenommen, zufrieden
zu sein, wenn wir für den Weckruf einigermaßen spielfähig
wären. So war ich denn ziemlich überrascht, daß am Sonntag
in aller Herrgottsfrühe praktisch die ganze Mannschaft versammelt war.
Die Müdigkeit machte sich aber in ein paar Details doch bemerkbar: Peter
Sattelmair hatte den Schlägel für die große Trommel im Musikheim
liegen lassen und mußte nochmal zurückdüsen. Günter
Merz, und das ist die Geschichte, die ich eigentlich erzählen will,
hatte seine Klarinette wohl ein bißchen hastig zusammengesteckt; jedenfalls
löste sich während des Marschierens die Birne, das unterste Stück
seines Intruments.
Eine ähnliche Geschichte hatte sich übrigens schon viel früher
ereignet, ich weiß nur nicht mehr genau, wann das war, aber ich glaube,
es war mitten in einem Festzug. Peter und Hubert Rauch spielten damals
Tenorposaune bei uns. Mitten während des Festzuges begann sich die Posaune
des einen von beiden in ihre Einzelbestandteile aufzulösen und laut
scheppernd auf den Boden zu fallen. Am Ende des Festzuges hielt er nur noch
die Trümmer seines Instruments in Händen.
Amboßpolka
Im Juli 1995 hatten wir einen Festzeltauftritt auf dem Dorffest in Breitenthal
bei Krumbach (Landkreis Günzburg). Bertl klopfte ein Solo auf dem
Amboß. Ganz stolz hatte er neue Hammer gekauft, die er damit einweihte,
als plötzlich bei einem Hammer sich das Metallstück vom Stiel
löste. Bertl löste das Problem ganz souverän und klopfte mit
dem Metallstück allein weiter.
Rausschmiß
In all den Jahren meines Dirigates habe ich nur ein einziges Mal einen Musiker
hinausgeworfen. Das war Heinrich Adamczyk, der, ehe er zum MStM kam, schon
in Betzigau und Waltenhofen gespielt hatte, aber nie lange. In Sankt Mang
hatte er es immerhin drei Jahre lang ausgehalten. Aber schließlich
hielt ich es nicht mehr aus, und bei der Maibaumaufstellung 1996 kam
schließlich der Tropfen, der auch bei mir das Faß zum
Überlaufen brachte.
Drei Wochen später hatten wir einen Gastdirigenten: Andi Möller
aus Probstried leitete eine Probe und dirigierte das Brunnenfest auf dem
Rathausplatz. Plötzlich tauchte Heinrich im Publikum auf. Die Musiker
waren nahe dran, zu ihm hinzugehen und zu sagen, er könne wieder kommen,
sie hätten mich hinausgeschmissen.
Wer ist hier der Chef?
Manchmal spielte ich bei kleineren Auftritten auf dem Horn mit, wie zum Beispiel
bei der Erstkommunion 1996 in der Eich. Somit war ich als der maßgebliche
Mann natürlich nicht zu erkennen. In völliger Verkennung der wahren
Umstände überreichte deshalb eine Mutter einen Scheck an Wolfgang
Fiedler mit den Worten: "Ah, hier ist ja der Chef." Um die wirklichen
Machtverhältnisse klarzustellen, klärte ich sie auf: "Das ist zwar
nicht der Chef, sondern bloß der Vorstand, aber dem können Sie's
auch geben."
Heckenschützenliesl
Wir waren zum 140jährigen Jubiläum des MV Arion Ensheim im Juni
1996 in Saarbrücken engagiert. Unser Instrumentarium lagerte im Festzelt
in einem Verschlag neben der Bühne. Am Sonntag Vormittag spielte die
Stadtkapelle Saarbrücken ein Frühschoppenkonzert. Als sie die
Schützenliesl spielten, lief ich unbemerkt in den Verschlag, kramte
die Schreckschußpistole hervor, die wir für die Schützenliesl
verwendeten und gab aus dem Hintergrund die Schüsse ab. Die Musiker
der Stadtkapelle Saarbrücken haben nie erfahren, wer der Heckenschütze
im Hinterhalt war.
Fliegende Taktstöcke
Während meiner Dirigentenlaufbahn hatte ich einen hohen Verschleiß
an Taktstöcken. Sie brachen mir ab, flogen mir davon, und dergleichen
mehr, was regelmäßig Lachsalven der Musiker, zumindest jedoch
hämisches Grinsen zur Folge hatte.
Einen ganz guten Auftritt hatte ich einmal auf einer Probe, als ich die Arme
energisch nach oben warf, und plötzlich den Taktsock nicht mehr in
Händen hielt. Ich dachte, er sei mir auf den Boden gefallen, und suchte
ihn dort, bis mich die Musiker darauf aufmerksam machten, daß ich genau
in die Aufhängung der Gardinenstangen der Verandatür gestochen
hatte, wo der Taktstock nunmehr unschuldig steckte.
Verlorener Sohn
Einmal mußte es passieren, und es passierte in Memmingen. Wie immer
bei Auswärtsauftritten fuhren wir mit dem Bus. Früher hatten wir
noch einen Appell gemacht, bei der Hinfahrt durchgezählt, wieviele wir
waren, bei der Rückfahrt kontrolliert, ob wieder alle da waren. Nie
hatte es Probleme gegeben, und allmählich ließ unsere Wachsamkeit
nach. Wir verließen uns immer mehr darauf, daß jeder die
Abfahrtszeiten zuverlässig einhielt und jeder darauf achtete, daß
sein Nachbar dabei war.
1996 spielten wir im "Waldhorn" zum zweiten Mal auf dem Vorabend zum Fischertag.
Danach bekamen wir ein Abendessen, und um 23 Uhr brachen wir auf. In Sankt
Mang am Musikheim fragte sein Sitznachbar Ernstl, ob der Alexander (Schmid)
eigentlich dabei sei? Wir leiteten eine gründliche Suche ein mit dem
Ergebnis: Er war nicht dabei. Ganz offensichtlich hatten wir ihn in Memmingen
vergessen. Wir riefen im "Waldhorn" an um zu fragen, ob wir einen unserer
Musiker vergessen hätten. Ja, hieß es, da sitze noch einer
draußen. Ich ergab mich in mein Schicksal und fuhr mit dem Pkw noch
einmal nach Memmingen, um meinen verlorenen Sohn abzuholen.
Noch ein Bier
Generalversammlung am 5. Januar 97. Kassenprüfer Thomas Kreuzer MdL
führt die Entlastung der Vorstandschaft durch:
"Wer für die Entlastung der Vorstandschaft ist, hebe bitte seine rechte
Hand --- Gegenprobe: Wer gegen die Entlastung ist, hebe bitte seine Hand
- Dort hinten wird wohl nur ein Bier bestellt ..."
Saunabesuch
Es war in Südtirol. Einige Musiker besuchten im Hotel die Sauna. Nach 2 Saunagängen beschlossen die Musiker zu gehen. Sagt ein Musiker: "Bleibt doch no a bisserl, so nacked komme nimmer so schnell zamme."

Terminplan
Ein Jungmusiker spielt zum ersten mal auf dem Friedhof einer Beerdigung mit.
Dafür bekommt er natürlich Taschengeld.
Sofort wird der Terminplan im Musikheim besichtigt, wenn denn die nächste
Beerdigung ist .....
Es sagte ...
... Bezirksdirigent Peter Margraf:
"Wir Musiker sind zwar recht extrem, aber rechtsextrem sind wir nicht."
... Schatzmeisterin Ulrike Böck eine Woche nach dem Bezirksmusikfest
1995, auf dem sie vier Tage und Nächte lang nur mit Geld zu tun hatte:
"Ich habe gedacht, ich könnte jetzt eine Zeit lang kein Geld mehr sehen;
aber ich kann es eigentlich immer wieder sehen."
Außerdem verballhornten die Musiker oft Musiktitel und Fachausdrücke.
So sagten sie statt ...
... Schiff Ahoi: Hoi, a Schiff
... Dorflinde: Dorfblinde
... Weinschenke: Weinschnecke
... Aquarius: Aquarium
... Ich schenk' dir nur rote Rosen: Ich schenk' dir nur tote Hosen
... Fejervari: Feierabend
... Alte Kameraden: Alte Marmelade
... Ode an die Freude: Otto an die Freundin
... Voltenklammer: Folterkammer
... Leise rieselt der Schnee: Leise rasselt der Schnee
Idee und aufgestellt von Stephan Thomae
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